Mini-Preisübergabe in Covid-Zeiten
06.07.2020
SozialMarie Preis
Die große öffentliche Preisverleihung am 1. Mai konnte wegen Covid-19 heuer nicht, wie gewohnt, im feierlichen Rahmen mit festlicher Vorstellung und gemeinsamem Anstoßen im ORF RadioKulturhaus stattfinden. Als kleinen Trost haben wir einige der Preisträgerprojekte im Sommer besucht um ihnen persönlich zu gratulieren.
Die große öffentliche Preisverleihung am 1. Mai konnte wegen Covid-19 heuer nicht, wie gewohnt, im feierlichen Rahmen mit festlicher Vorstellung und gemeinsamem Anstoßen im ORF RadioKulturhaus stattfinden. Wir wissen, wie wichtig das gegenseitige Kennenlernen und zelebrieren für die Projektteilnehmer*innen ist. Wie kann man die persönliche Anerkennung und die gemeinsame Feier in Pandemie-Zeiten ersetzen? Als kleinen Trost haben wir einige der Preisträgerprojekte im Sommer besucht um ihnen persönlich zu gratulieren.
Bei unserem Besuch im Büro der Volkshilfe in der Auerspergstraße erzählen uns Erich Fenninger und Judith Ranftler, wie das gesamte Team des Projekts Kindergrundsicherung den Livestream der Preisverleihung am 1. Mai in festlicher Bekleidung auf Zoom gespannt verfolgte und die Auszeichnung mit dem 2. Preis gemeinsam virtuell feierte. Besonders an der Kindergrundsicherung ist, dass Kinder in die finanziellen Entscheidungen der Familie im sogenannten „Kinderzukunftsrat” einbezogen werden. Kinder formulieren ihre Bedürfnisse selbst und besprechen dann in der Familie die daraus folgenden Ziele. Das Projektteam beobachtet, wie bescheiden dabei die Wünsche sind, im Gegenteil zu den gängigen Stereotypen. Kinder in die Finanzen einzubeziehen erweist sich als eine gute Idee – das zeigen die vorläufigen Ergebnisse. Für die Zukunft hält die Volkshilfe Ausschau nach Firmen, die das Projekt langfristig unterstützen können.
CC: CC BY-NC 2.0
Renate Schnee und Ayten Pacariz von dem Verein Nachbarinnen empfangen uns in ihrem modernen Büro bei Social City im 20. Bezirk. Zwei Moderatoren der „Männertische“ aus Somalia und aus Tadschikistan teilen mit uns Kaffee und Kuchen und erzählen über ihre Ausbildung beim Katholischen Bildungswerk, in der sie gelernt haben, über Themen wie „Finanzen“, „Problemen mit Teenager“, oder „Eltern am Limit“ Gespräche zu moderieren. Sie sind selbst Eltern und Großeltern und kennen die Tabus zu gut, die Männer und Frauen daran hindert, in der Kindererziehung gleicherweise beteiligt zu sein. Das Projekt Männersache wurde am 1. Mai mit einem 2.000 Euro-Preis ausgezeichnet.
Wir treffen das SozialRechtsNetz in ihrem schattigen Innenhof auf einen Kaffee. Alexandra Humer erzählt uns, dass die Arbeit des SozialRechtsNetz hauptsächlich aus der Vernetzung von Menschen und Organisationen besteht und deshalb oft unsichtbar bleibt. In der Zukunft möchten sie mehr Gehör für die Wichtigkeit sozialer Rechte schaffen und dafür kämpfen, dass diese auch in der Verfassung verankert werden. Das Projekt erhielt am 1. Mai einen 2.000 Euro-Preis.
Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) betreibt das Projekt SToP – Stadtteile ohne Partnergewalt, das mit einem 2.000 Euro-Preis ausgezeichnet wurde. Dort treffen wir Maria Rösslhumer, Sonja Baltres, Christina Kopf, Isabella Steger und Simon Březina und plaudern über die Herausforderungen der aktuellen Zeit. Wegen der steigenden Zahl der häuslichen Gewaltfälle während des COVID-Lockdowns im Frühling 2020 hat sich die Nutzung der Frauenhelpline, die im Verein AÖF angesiedelt ist, multipliziert. Die Hotline wurde deshalb höher besetzt. SToP baut in mehreren Schritten auf die Aktivierung und Einbindung von lokalen Communities auf und hat bald auf Online-Meetings umgestellt, z.B. bei den Frauen- und Männertischen, wo gemeinsam mit Nachbar*innen Strategien überlegt werden, wie häusliche Gewalt verhindert werden kann.
Wir besuchen Erika Kudweis, Gründerin des Vereins PatInnen für alle und Leiterin des Projektes Workshops gegen die Angst in Pressbaum. Sie begann Workshops für Flüchtlinge zu organisieren, als sie bei ihren Patenkindern bemerkte, dass Neuankömmlinge die Voraussetzungen für einen positiven Bescheid oft nicht kennen und meistens nach ihrem traumatischen Weg nach Österreich auch nicht in der Lage sind, ihre persönliche Geschichte detailliert und nachvollziehbar zu erzählen. Ruhig, im geschützten Rahmen und meist gemeinsam mit einer Vertrauensperson erfahren die Teilnehmer*innen dieser Workshops, wie sie sich auf eine Verhandlung vorbereiten können. Das Projekt wurde 2019 für die SozialMarie nominiert und erhielt 2020 einen 2.000 Euro-Preis.
Hier geht es zu unserem Blogbeitrag über die Geschichte und das Gesicht hinter Workshops gegen die Angst: www.sozialmarie.org/de/blog/5621
Wir sind darauf vorbereitet, die Preisverleihung am 1. Mai 2021 auch online abzuhalten und suchen nach digitalen und hybriden Lösungen, damit die Veranstaltung einen möglichst guten Ersatz für das persönliche Treffen bietet. In kommenden Jahren werden wir verstärkt an unserem Netzwerk arbeiten, Möglichkeiten zum Kennenlernen bieten um die entfallenen Jahre aufzuholen. Wir setzen dabei auch stärker auf soziale Medien: Das neue Instagram Profil der SozialMarie wird auch Einblicke in den Alltag der ausgezeichneten Projekte geben.