„Wir sprechen…“

Projektträger: space and place - kulturelle raumgestaltung / space and place - exploring the cultural realm

Verantwortliche*r: Brigitte Vettori

2022

2.000 Euro Preis

AT

Zivilgesellschaft / Sozialwirtschaft

Worum geht es?

Bei „Wir sprechen…“ fragten wir nach Sprachkenntnissen von Marktstandler*innen und Geschäftstreibenden am und um den Meiselmarkt im 15. Bezirk in Wien. Wir sammelten 50 Sprachen in 41 Lokalen und hielten die Ergebnisse auf vor Ort gehängten Plakaten fest. Die Freude, den eigenen Sprachenschatz abzubilden, war spürbar. Rasch entwickelten sich Gespräche. Bei unseren „Sprachinseln“ boten sodann Muttersprachler*innen Blitzkurse an. Passant*innen tauchten in neue Sprachen ein. „Wir sprechen…“ schafft Sichtbarkeit & vermittelt Wertschätzung. Das Projekt fördert Talente & schafft Dialog über Sprache.

Herausforderung

Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, werden für ihre Sprachfähigkeiten oft nicht wertgeschätzt. Durch das Projekt werden Menschen mit Migrationshintergrund unterstützt, ihre Fähigkeiten selbstbewusst in den Raum zu stellen. Die ansässige Bevölkerung wird angeregt, sich mit der Sprachenvielfalt auseinanderzusetzen.

Idee

„Wir sprechen…“ bestärkt Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, darin, diese als Stärke wahrzunehmen – sowohl durch das Sichtbarmachen der Sprachenvielfalt auf Plakaten als auch durch den Einsatz von Muttersprachler*innen als Expert*innen in ihrer Sprache und Kultur.

Akteur*innen

Es gibt einerseits Akteur*innen, die sich mit ihrer Muttersprache aktiv einbringen: Marktstandler*innen und Geschäftstreibende sowie Laien-Sprachlehrer*innen. Außerdem gibt es Kund*innen, die die Plakatausstellung sehen, sowie Anwohner*innen und Passant*innen, die an den Sprach-Blitzkursen teilnehmen.

Wirkung

„Wir sprechen…“ ruft bei Geschäftstreibenden und Marktstandler*innen Begeisterung und Stolz hervor. Indem sie den Sprachenschatz ihrer Mitarbeiter*innen auf Plakaten abbilden, treten auch diese in den Vordergrund. Muttersprachler*innen präsentieren sich als Expert*innen in ihrer Sprache. Menschen werden aufeinander aufmerksam und neugierig.

Transfer

„Wir sprechen…“ wurde erstmals 2014 an einer langen Einkaufsstraße umgesetzt, 2021 an und rund um einen Markt, und 2022 wird es in und rund um einen Park stattfinden. Das Projekt ist mit all seinen Bestandteilen vielerorts, auch in Wohngebieten, einsetzbar. Die Sprachenvielfalt könnte zusätzlich musikalisch oder literarisch vermittelt werden.  

Würdigung der Jury

Der reale Wert von Mehrsprachigkeit wird gesellschaftlich nicht gänzlich anerkannt. In manchen Situationen wird sie als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt, in anderen wird sie mit negativen Konnotationen verbunden. „Wir sprechen...“ macht Diversität im öffentlichen Raum erlebbar. Auf dem Marktplatz ist die Kommunikation zwanglos und freundlich, nichts ist inszeniert. Das Projekt dreht hier die sozialen Rollen um und bricht sie auf: Die Verkäufer*innen werden zu Experten*innen für bisher unsichtbare Fähigkeiten, sie bieten nicht nur ihre übliche Ware an, sondern öffnen sich den Käufer*innen gegenüber. Die Interaktion wird persönlicher, die Erfahrung der Anderen löst sich von gängigen Stereotypen.